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DELIVER

Leitlinieninkongruenz bei älteren Patient:innen in der Onkologie

Versorgungsforschung interdisziplinär: Qualitative und quantitative Sozialforschung, Palliativmedizin, Philosophie

Gefördert durch den Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA)  von 2017 bis 2020.

Ärztliche Leitlinien geben den aktuellen Stand von Medizin und Wissenschaft wieder. Sie sind ein Instrument, um eine hohe Behandlungsqualität flächendeckend sicherzustellen. Besonders wichtig ist dies bei lebensbedrohenden Krankheiten, wie Krebs. Nun gibt es Hinweise, dass bei älteren Patient:innen diese Leitlinien öfters nicht eingehalten werden. Das Forschungsprojekt DELIVER erforscht mögliche Gründe, Faktoren und Prozesse, die bei diesen Abweichungen eine Rolle spielen.

DELIVER erarbeitet hierzu statistische Daten und untersucht in einer qualitativen Interviewstudie die Gestaltung von Entscheidungsprozessen im komplexen Zusammenspiel von ärztlichen Befunden, institutionellen Versorgungsstrukturen, individuellen Ansichten von Alter, Krankheit, medizinischem Nutzen und Lebenssinn, sowie die Kommunikation zwischen Patient:innen, Ärzt:innen und Angehörigen.

In leitfadengestützten Gesprächen werden zunächst Patient:innen mit Brust- oder Darmkrebs ab 70 Jahren befragt. Diese Erhebungen werden ergänzt durch die fallweise Befragung von behandelnden Ärzt:innen sowie Angehörigen. Experten-Interviews mit spezifisch involvierten Onkolog:innen und Ärzt:innen verschiedener Fachrichtungen komplettieren die Untersuchung. So sollen mögliche Zusammenhänge und Einflussfaktoren in Bezug auf die geleistete Therapie ermittelt werden.

An diese Projektphase schließt sich eine quantitative Studie des Instituts für Sozialmedizin und Epidemiologie an, welche Aufschluss über die statistische Relevanz der Befunde liefert. Das Team des IMGWF erarbeitet auf der Basis einer phänomenologisch-hermeneutischen Auswertung ein empirisch gestütztes Modell zum besseren Verständnis dieser lebensentscheidenden Prozesse. Untersucht werden unter anderem Themen wie das Alter(n) und die Zustimmung zu – beziehungsweise die Ablehnung von – Krebstherapien.

Aus philosophischer Perspektive wird die dialogische Situation, in der sich die Patient:innen, Familienangehörige und das medizinische Personal befinden, hinsichtlich ihrer existenziellen und ethischen Dimensionen entfaltet und expliziert. Ziel ist ein theoretisches Modell, das insbesondere den Ärzt:innen Anhaltspunkte liefert, eine individuell angepasste Entscheidungsfindung zu begünstigen.