Alina Miersch
Klimabezogene Motive in der Kinderentscheidung
Die Geburtenrate in Deutschland sank zuletzt auf ein Niveau von 1,35 Kindern je Frau. Als mögliche Ursache wurden neben der Auswirkung der Corona-Pandemie, der Inflation und den herrschenden Kriegen, auch der Klimawandel genannt.
Dieser beeinflusst schon heute das Leben auf allen Kontinenten und wird es in Zukunft in noch viel stärkerem Ausmaß tun. Der Sechste Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bestätigt und verschärft die vom Klimawandel ausgehenden Gefahren für die Menschen. Das Auftreten von Extremwetterereignissen wie Sturmfluten oder Hitzewellen sowie zunehmende Luftverschmutzung, Trinkwasser- und Nahrungsmittelknappheit können direkt oder indirekt zu einer Gesundheitsgefährdung führen.
In der Frage nach Generationengerechtigkeit berühren sich die Kinderentscheidung und der Umgang mit der Klimakrise. Kann man sich in Zeiten dieser globalen Krise noch mit gutem Gewissen dafür entscheiden, Kinder zu bekommen? Oder gerade jetzt?
Bereits geführte qualitative und quantitative Studien geben einen Einblick, warum Personen sich aufgrund der Klimakrise gegen Kinder entscheiden. Diese Studien lassen jedoch häufig das intergenerationelle Verständnis außen vor und gehen kaum auf die Motive von Personen ein, die sich trotz oder gerade wegen der Klimakrise dafür entscheiden, Kinder zu bekommen.
In zwölf qualitativen, semi-strukturierten Interviews mit Personen, die Kinder austragen können, möchte ich die klimabezogenen Motive in der Kinderentscheidung analysieren. Es sollen acht Interviews mit Personen geführt werden, die sich gegen (weitere) Kinder entschieden haben und vier Interviews mit Personen, die sich im Angesicht der Klimakrise für Kinder entschieden haben. Insbesondere möchte ich nachvollziehen, wie die Personen die Klimakrise persönlich erleben und welches Verständnis sie von dieser haben. Ebenfalls möchte ich das intergenerationelle Verständnis und die Antizipation des eigenen Kindes verstehen, sowie das Erleben der Kinderentscheidung.
Mit dem methodischen Ansatz der Interpretativen Phänomenologischen Analyse soll die individuellen Erfahrungen im Detail verstanden werden und es soll entdeckt werden, wie diesen Erfahrungen von den Personen, die über sie berichten und reflektieren, Sinn gegeben wird. Persönliche Werte und die Kontexte von bestimmten Erfahrungen der Teilnehmenden sollen hierbei im Detail erfasst werden.
Betreuung: Prof. Christoph Rehmann-Sutter