Skip to main content

Ehemalige

Dr. phil. Dana Mahr

Forschung

Forschungsinteressen

Soziologie und Ethik der Biowissenschaften

- Partizipation in den Lebenswissenschaften 
- Regulierungswissen, Biomacht und Biopolitik 
- Geschichte, Soziologie und Ethik der Humangenetik

Wissenschafts- und Wissensgeschichte

- Geschichte partizipativer Wissensproduktion
- Akteursperspektiven in den Lebenswissenschaften
- Geschichte und Theorie sozial- und geisteswissenschaftlicher Methoden
- Ethik und Geschichte der Biowissenschaften
- Wissenschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
- Bürgerbeteiligung in Politik und Wissenschaft
- Europäische Wissenschaftspolitik
- Hermeneutische Methoden in den Geistes- und Sozialwissenschaften

Projekte

Soziologie und Ethik der Biowissenschaften

- Participatory Informed Consent in Bioethics
- The Lived Genome of Myocardial Infarction. Oral histories and the cultural impact of cardio-genomics
- The Lived Genome and chronic inflammatory bowel diseases. History and Philosophy of Genetics in inflammatory-research
- Selbstvermessung in der Biomedizin: mobile PatientInneninformationssysteme (mPI)

Wissenschafts- und Wissensgeschichte

- Amateurepistemologien in den Lebenswissenschaften
- Historische Epistemologie der Selbstvermessung


Aktuelle Forschungsprojekte

The Lived Genome and Chronic Inflammatory Diseases (seit April 2013)
Seit April 2013 untersuche ich zusammen mit Prof. Dr. Christoph Rehmann-Sutter die komplexen ethischen und sozialen Implikationen der zunehmend möglichen genetischen Erklärung von chronischen entzündlichen Darmerkrankungen, speziell Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa. Im Forschungskontext geht es um die Erhebung kompletter Patientengenome und um die Suche nach korrelierten DNA-Sequenzvarianten. Im Behandlungs- und Lebenskontext der Betroffenen ist es noch unklar, wie sich die teilweise Genetisierung einer traditionell psychosomatisch erklärten Krankheit auswirken wird und welche ethischen Fragen sich dabei ergeben. Dabei sollen mit sozialwissenschaftlichen und historisch-hermeneutischen Methoden die Sichtweisen von PatientInnen, deren Familien, ÄrztInnen und WissenschaftlerInnen integriert werden. Denn das sequenzierte Genom oder einzelne Mutationen sind für viele dieser Akteure nicht nur ein nüchterner wissenschaftlicher Gegenstand. Sie werden in den Lebenswelten der PatientInnen und Familien zu einem lebendigen Thema, da es Voraussagen über die Möglichkeiten künftiger – zuvor nicht antizipierter – Krankheitsverläufe ermöglicht. Eines der praktischen Ziele des Projekts ist es, adäquate Verfahren zur informierten Zustimmung für StudienteilnehmerInnen zu erarbeiten. Das auf 3 Jahre angelegte Projekt ist im institutionellen Rahmen des Exzellenzclusters „Entzündungsforschung“ (u. a. Universität Kiel) sowie am Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck angesiedelt.

Partizipative Forschungsorganisation in der Biologie des 19. und frühen 20. Jahrhunderts - Dissertation (April 2009-Juli 2013)
Die Dissertationsschrift beschäftigt sich mit den Voraussetzungen und den Umsetzungsmöglichkeiten der Partizipation einer breiten Öffentlichkeit an der Erforschung komplexer und großformatiger lebenswissenschaftlicher Forschungsprojekte im fin de siècle. Hiermit leistet sie einen Beitrag zur Historisierung der rezenten Citizen-Science-Debatte, in der partizipativ ausgestaltete Forschung meist als ein genuines Phänomen des 21. Jahrhunderts betrachtet wird.

Die Argumentation wird durch drei Fallstudien gestützt, die den Verlauf partizipativ konzipierter Forschungsprojekte im Untersuchungszeitraum nachverfolgen. Die erste Fallstudie untersucht ein deutschlandweit agierendes ornithologisches Beobachternetzwerk. Dieses wurde von dem ehemaligen Forschungsreisenden Anton Reichenow in den 1870er Jahren aufgerichtet und verfolgte das Ziel, die Verbreitung aller Deutschland bewohnenden Vögel zu messen. Die zweite Fallstudie widmet sich der Geschichte der Beringungsexperimente der ersten europäischen Vogelwarte in Rossitten (ca. 1900-1930) und hebt dabei insbesondere auf epistemologische Aspekte der Beteiligung von Amateuren und Laien ab. In der dritten Fallstudie wird schließlich das Zubringer und Datenerhebungsnetzwerk des jungen Ernst Mayr (der späterhin zu einem der Begründer der modernen Evolutionsbiologie werden sollte) betrachtet. Es wird gezeigt, dass es Mayr gelang, in den 1920er Jahren partizipative Vorgehensweisen mit disziplinär ausgerichteten Forschungsstrategien zu verbinden und so Laienforschung einen festen Platz in der Wissenskultur der feldorientierten Zoologie zuweisen konnte.

Darüber hinaus bietet die Arbeit eine erste sozial- und kulturhistorische Betrachtung der Feldornithologie als eigenständige Wissenschaft sowie eine hieran anschließende Diskussion dessen, ob Forscher, Vögel und Instrumente in den untersuchten Projekten als technosoziales Kollektiv beschrieben werden können.