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Prof. Dr. phil. Lisa Malich

Aktuelle Forschungsprojekte

Lisa Malich ist derzeit (Co-)Leiterin/PI von vier drittmittelgeförderten Forschungsprojekten:

  1. Das DFG-Projekt „The cognitive revolution in therapeutic practice: adapting scientific ideals and forming subjects in Aaron Beck’s cognitive therapy, 1950-1990“ hat die Geschichte der kognitiven Psychotherapie zum Gegenstand. Bearbeiter des Projekts ist Dr. Iván Moya-Diez.
     
  2. Das Projekt „Unerwünschtes Wissen: Zum Ausschluss der Psychoanalyse aus den Psy-Sciences in Westdeutschland, Großbritannien und den USA, 1950-1990“ beschäftigt sich mit der spezifischen Formationsgeschichte psychodynamischen Wissens, die sich größtenteils jenseits universitärer Institutionalisierungsformen abspielte. Co-Leiter*innen des Projekts sind Prof. Tilman Reitz und Dr. Mariana Schütt von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Es wird von der VW-Stiftung gefördert. Während der Forschungsphase des Projekts übernimmt Dr. Verena Lehmbrock die Lehrvertretung der Lübecker Professur.
     
  3. Das DFG-Projekt „Die ‚diverse‘ Psyche in der Therapie: Sex/Gender-Wissen in der westdeutschen Psychotherapie (1960-2020)“ untersucht historische Verläufe von Geschlechter-Wissen in den zwei Feldern der (1) hegemonialen Psychotherapien und klinischen Psychologie und (2) der Frauen-, Schwulen- und Lesben- sowie der LGBT*IQ-Bewegung. Das Projekt ist Teil des Sonderforschungsbereichs (SFBs) „sexdiversity“ an der Universität zu Lübeck. Co-Leiterin des Projekts ist Prof. Kerstin Palm von der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Projekt-Bearbeiter*innen sind Antonia Sieler und Janu Höreth.
     
  4. Das DFG-geförderte Projekt zu Öffentlichkeitsarbeit und Wissenschaftskommunikation des SFB „sexdiversity“ zielt auf den Wissenstransfer zu geschlechtlicher Vielfalt ab. Co-Leiter des Projekts ist Prof. Christoph Rehmann-Sutter. Die Koordination des Öffentlichkeitarbeitsprojektes übernimmt Dr. Juliane Scholz.


Darüber hinaus arbeitet Lisa Malich an zwei langfristigen Forschungsprojekten:

1) Psychological Humanities

Der neue Ansatz der Psychological Humanities bildet sich seit 2017 als eigene Perspektive in psychologischer Forschung und Lehre heraus. Der Ansatz hat zum Ziel, analytische Kompetenzen aus den Kultur- und Geisteswissenschaften in einen fruchtbaren Dialog mit den naturwissenschaftlich orientierten Bereichen der Psychologie zu bringen, um so die Reflexionskompetenz innerhalb der Psychologie zu fördern und die Interaktionen zwischen Forschung und Gesellschaft zu untersuchen. Das in Lübeck entwickelte Modell der Psychological Humanities umfasst zwei Perspektiven: Den Blick von Außen auf die Psychologie als Untersuchungsgegenstand, der vor allem Aspekte aus Wissenschaftsforschung, Geschichte und Ethik beinhaltet; der Blick von Innen, der sich mit epistemologischen Debatten, geisteswissenschaftlichen Zugängen, Theorien und kritischen Ansätzen innerhalb der Psychologie auseinandersetzt.

Das Forschungsprojekt beinhaltet die Kooperation mit unterschiedlichen Wissenschaftler*innen, unter anderem Dr. David Keller, Dr. Verena Lehmbrock, Prof. Martin Wieser, Prof. Rehmann-Sutter und Prof. Cornelius Borck. Zudem besteht ein Austausch mit Prof. Thomas Teo und Dr. Wade Pickren, die wichtige Beiträge zu den Psychological Humanties geleistet haben.

Ausgewählte Publikationen:

Malich, L., & Keller, D. (2024). Reflecting on psychology through a double lens: The Psychological Humanities as an integrated approach. Rivista internazionale di Filosofia e Psicologia, 15(1), 39-50. doi.org/10.4453/rifp.2024.0004

Malich, L., & Rehmann-Sutter, C. (2022). Metascience is Not Enough—A Plea for Psychological Humanities in the Wake of the Replication Crisis. Review of General Psychology, 26(2). doi.org/10.1177/10892680221083876

Malich, L., & Wieser, M. (2021). Wissenschaftliche Integrität durch Reflexion: Ein Plädoyer für Psychological Humanities als Teil eines multifaktoriellen Lösungsansatzes. DGPs: Diskussionsforum Integrität und Anreizsysteme in der Wissenschaft. https://www.dgps.de/fileadmin/user_upload/PDF/Diskussionsforum/Malich_Wieser_Diskussionsbeitrag_20212809.pdf

Malich, L., & Keller, D. (2020). Die Psychological Humanities als reflexives Moment der Psychologie. In V. Balz & L. Malich (Eds.), Psychologie und Kritik - Formen der Psychologisierung nach 1945 (pp. 87-116). Wiesbaden: Springer.


2) Eine Naturwissenschaft werden: Zur Geschichte der bundesdeutschen klinischen Psychologie und Psychotherapie (1945 – 2015)

(Arbeitstitel)

Der Zugang der Psychologie zum Feld psychischer Erkrankungen hat sich in den letzten Jahrzehnten entscheidend verändert. In der Nachkriegszeit ist eine wachsende Orientierung an statistischen Methoden, quantitativen Modellen und experimentell-psychologischen Ansätzen festzustellen. Damit einher geht die zunehmende Positionierung klinisch psychologischer Wissensfelder als Naturwissenschaften.
Parallel zu dieser Entwicklung lassen sich zwei weitere Transformationen in dem Bereich verzeichnen: Zum einen wurde die Dominanz von Medizin bzw. Psychiatrie bei der Behandlung psychischer Beschwerden zunehmend durch die aufstrebende Klinische Psychologie in Frage gestellt. In dieser wiederum bildete die Verhaltenstherapie den zentralen psychologischen Behandlungsansatz. Zum anderen verschob sich der Geschlechteranteil in Psychologie und Psychotherapie in diesem Zeitraum. Waren in der Jahrhundertmitte männliche Psychologen noch in der Überzahl, stieg Ende der 1980er der Anteil der weiblichen Psychologiestudierenden auf über die Hälfte. Heute gilt die Disziplin als ‚Frauenfach’.
In dem geplanten Projekt sollen die Formationen und Transformationen der deutschsprachigen Psychotherapie und Klinischen Psychologie analysiert werden. Hierbei wird ein besonderes Augenmerk auf die Orientierung an naturwissenschaftlichen Ansätzen, auf Geschlechtervorstellungen sowie die Disziplinenbeziehung zwischen Medizin und Psychologie gelegt. Die historische Untersuchung ist auf vier Ebenen angesiedelt: Einer Wissenschaftsgeschichte, einer Wissensgeschichte, einer Institutionalisierungsgeschichte und einer Praxisgeschichte.

Ausgewählte Publikationen:

Malich, L. (2024). Kontrollsucht: Zum Aufstieg der Verhaltenstherapie in Westdeutschland durch die Projektgruppe ‚Rauschmittelabhängigkeit‘ am Max-Planck-Institut für Psychiatrie (1970–1987). Medizinhistorisches Journal, in press.

Malich, L. (2021). Die Verhaltenstherapie als genuin psychologisch? Zum Verhältnis zwischen Psychologie und Medizin am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in den 1960er und 1970er Jahren. Psychologische Rundschau, 72(3), 192-200. doi.org/10.1026/0033-3042/a000545

Malich, L. (2020). The History of Psychological Psychotherapy in Germany: The Rise of Psychology in Mental Health Care and the Emergence of Clinical Psychology during the 20th century. In W. Pickren (Ed.), Oxford Research Encyclopedia of Psychology. doi.org/10.1093/acrefore/9780190236557.013.628