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Anke Hartmann

Kann ich noch nein sagen? Die Bedeutung der Aufnahme von NIPT als Regelleistung in bestimmten Fällen in die Mutterschaftsrichtlinie für die Wahrnehmung gesellschaftlicher Erwartungen in der Pränataldiagnostik. Eine qualitative Interviewstudie in Schleswig-Holstein

Diese Fragestellung bezieht sich auf den Beschluss, der am 19.09.2019 vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) veröffentlicht wurde und der damit einhergehenden Entscheidung einer Änderung der Mutterschaftsrichtlinie, deren Neufassung Ende 2022 in Kraft getreten ist. In dem besagten Beschluss werden nichtinvasive pränatale molekulargenetische Untersuchungen für die Trisomie 13, 18 und 21 in bestimmten Fällen und nach ärztlicher Beratung unter Zuhilfenahme einer Versicherteninformation eingesetzt und von den gesetzlichen Krankenkassen finanziell übernommen.  Ziel dieses Beschlusses sei es, mithilfe eines nicht-invasiven pränatalen Testes (NIPT), der in Form eines Bluttests durchgeführt wird, invasive Untersuchungen (wie Chorionzottenbiopsie oder Amniozentese) und die damit verbundenen Komplikationen (z.B. Fehlgeburten) soweit es gehe, zu vermeiden. Insbesondere auf Sicht der Frauen lässt sich fragen, ob das Inkrafttreten der neuen Mutterschaftsrichtlinien und damit die Übernahme der Kosten für einen NIPT in begründeten Einzelfällen einen bewussten und/oder unbewussten Einfluss auf den Entscheidungsfindungsprozess von schwangeren Frauen und ihren Partner:innen für oder gegen eine nichtinvasive pränatale Diagnostik nimmt. Zum Beantworten der Fragestellung sollen semi-strukturierte qualitative Interviews bei 10-20 schwangeren Frauen in zwei Phasen durchgeführt werden. In der ersten Phase werden qualitative Interviews bei Frauen bereits vor der Einführung der neuen Mutterschaftsrichtlinien durchgeführt, welche verglichen werden können mit Interviews der zweiten Phase, die nach Änderung der Mutterschaftsrichtlinien geführt werden. Die Auswertung wird nach dem Verfahren der Interpretative Phenomenological Analysis (IPA) und der Grounded Theory erfolgen. In den Interviews sollen schwangere Frauen nach ihren Empfindungen befragt werden, ob sich für sie, durch die Neuerung der Mutterschaftsrichtlinien, jegliche gesellschaftliche Erwartungen sich für einen nichtinvasiven pränatalen Test zu entscheiden, gebildet oder verstärkt haben. Viele verschiedene Faktoren können dazu beitragen, dass sich schwangere Frauen und ihre Partner:innen vor der Entscheidung einen NIPT durchführen zu lassen, gesellschaftlichen Erwartungen bis hin zu sogar einem gesellschaftlichen Druck oder Zwang ausgesetzt fühlen, der sie in ihrem Entscheidungsprozess beeinflusst. Welche verschiedenen Komponenten, Erwartungen, Empfindungen wie stark bei der Entscheidungsfindung für schwangere Frauen, nicht-invasive Pränataldiagnostik in Anspruch zu nehmen, empfunden werden, soll eine Fragestellung in dieser Studie sein.

Betreuung: Prof. Christoph Rehmann-Sutter