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David Keller

Person und Form. Eine Medien- und Wissensgeschichte der Persönlichkeitsdiagnostik.

Die Arbeit untersucht die vielfältigen Versuche, ‚Persönlichkeit‘ als ein Wissensobjekt der psychologischen Wissenschaften in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu etablieren. In seiner charakteristischen Über- wie Unterbestimmtheit entwickelte ‚Persönlichkeit‘ eine besondere Anziehungskraft für ein vielfach verfolgtes Interesse, die je charakteristischen Eigenarten eines Menschen mit wissenschaftlichen Mitteln zu beschreiben, zu diagnostizieren und in ein System von Kategorien zu überführen. Die vorliegende Arbeit zeigt auf, in welcher Weise sich dabei die spezifischen Dispositionen und Merkmale eines Menschen vor dem Hintergrund konkreter wissenskultureller Rahmungen als ein hartnäckiges Form-, Medien- und Methodenproblem erweisen. Für dieses Vorhaben sind zwei methodische Akzentuierungen wesentlich: zum einen die kritische Rekonstruktion der investigativen Praktiken, die auf dem Weg einer dichten Beschreibung analysiert werden; zum anderen die Befragung der zum Einsatz gelangenden Medien. Anhand des Wissensobjekts ‚Persönlichkeit‘ untersucht die Arbeit die enge Verzahnung von epistemischen Interessen und medienbasierten Praktiken. Leitende These ist, dass den eingesetzten Materialien, Medien und damit verbundenen Praktiken wissensstiftende Funktion zukommt. Die Dimensionen von Wissens- und Mediengeschichte, heißt dies, müssen mit Blick auf die Entwicklung und Etablierung der psychologischen Wissenschaften grundsätzlich in ihrem Zusammenhang betrachtet werden. Eine solche Konzeptualisierung von ‚Persönlichkeit‘ entlang spezifischer medialer Zugriffsweisen wird in der Arbeit anhand von historischen Fallstudien nachgezeichnet, die sich auf ein breites Spektrum von Quellen stützen. Abschließend wendet sich die Arbeit jüngsten bildgebenden Verfahren zu, die die Aktualität einer Formwerdung von ‚Persönlichkeit‘ im medientechnischen Dispositiv der Neurowissenschaften belegen.