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Phänomenologie der Biophilosophie

Phänomenologische und hermeneutische Zugänge zur Philosophie des Lebendigen

Ausgehend von der Beobachtung, dass die Sprache der Molekularbiologie nicht nur zelluläre Funktionen erklärt, sondern das Leben auf eine ganz bestimmte Weise beschreibt, lassen sich eine Reihe von Fragen stellen:

  • Wie positioniert sich in den modernen Lebenswissenschaften das beschreibende Subjekt zum beschriebenen Leben?
  • Welches Selbstverhältnis wird durch diese Beschreibung ins Subjekt selbst eingezogen, wenn es als multizellulärer Organismus beschrieben wird?
  • Ist die Erfahrung der eigenen Lebendigkeit als menschliches Lebewesen ein notwendiger Ausgangspunkt, um überhaupt von „Leben“ in der Natur sprechen zu können?
  • Wie lässt sich die Erfahrung der eigenen und der fremden Lebendigkeit sinnhaft deuten und phänomenologisch erklären?

Eine Grundlegung des Projekts einer phänomenologischen Biophilosophie, die das Beschreiben von Leben selbst als eine Praxis im aristotelischen Sinn begreift, liegt im Buch Leben beschreiben (1995) vor. Speziell interessierte mich dabei die ethische Bedeutung des biologischen Beschreibens als Akt im menschliche Weltverhältnis. In Auseinandersetzung mit der Geschichte der genetischen Entwicklungsbiologie seit August Weismann bis zu Walter Gehring und zur modernen Stammzellforschung und Epigenetik entstand sodann eine Kritik des „zentralen Dogmas“ der Molekulargenetik und ihrer zentralen Idee eines genetischen Programms. Daraus entstand ein Entwurf für eine philosophische Systemtheorie der Genetik und der Molekularbiologie (Genetics, Embodiment and Identity, 2002), die Ansätze des Developmental Systems Approach von Susan Oyama aufnimmt. Davon handelt ausführlicher das Buch Zwischen den Molekülen (2005).

In den letzten Jahren beschäftige ich mich systematisch mit der Methodik von Edmund Husserl und Maurice Merleau-Ponty. Daraus entstanden Arbeiten zum Phänomen der Lebendigkeit (How do we see that something is living?, 2013). Gegenwärtig arbeite ich an einem Buch mit dem Arbeitstitel Bio-Sphären, das den phänomenologischen Ansatz zur Philosophie der Biologie weiter ausarbeitet und in Verbindung bringt zur terrestrischen Ökologie und Klimakrise.

Christoph Rehmann-Sutter

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